Kai Anders ist seit über 20 Jahren als Rettungssanitäter tätig. 2017 beschloss der Familienvater das erste Mal bei Sea-Watch als Seenotretter mitzufahren. Seitdem hat Kai mehrere Missionen auf den Schiffen von Sea-Watch begleitet. In seinem Umfeld reagierten die Menschen darauf nicht immer positiv.
Fast zwei Monate müssen sich die privaten Seenotretter derzeit frei nehmen, um einen Einsatz auf dem Mittelmeer mitfahren zu können. Durch die Corona Pandemie müssen Testverpflichtungen wahrgenommen und Quarantänezeiten eingehalten werden, bevor es auf das Schiff gehen kann. Kai würde sofort wieder mitfahren, wenn er so viel Zeit hätte. Doch als arbeitender Familienvater ist es für ihn nicht so leicht, „einfach mal“ zwei Monate von zuhause weg zu sein.
Im Podcast berichtete Kai von seinen Einsätzen. Er machte uns vor allem deutlich, dass die Seenotrettung kein Vergnügen ist. Selbstverständlich gibt es viele positive Momente, doch die psychische Belastung ist enorm hoch. Als Rettungssanitäter ist Kai die Triage, also die Einteilung von Erkrankten oder Verletzten nach dem Schweregrad ihres Leidens, zwar bekannt, aber auf dem Meer spielt sich eine Rettung in ganz anderen Dimensionen ab. Denn sobald ein Boot mit Geflüchteten kentert, sind auf Anhieb teilweise mehrere hundert Menschen in akuter Lebensgefahr.
Auch für die Seenotretter kann es durchaus einmal gefährlich werden. Taucht die lybische Küstenwache auf, zieht sich die Sea-Watch erst einmal zurück. Die ausgehende Gefahr kann nie vorausgesehen werden. Auf dem Mittelmeer hat es bereits diverse brenzlige Situationen gegeben, in denen Seenotretter von der lybischen Küstenwache beworfen, mit Waffen bedroht oder beinahe gerammt worden wären (Video),
Anfänglich reagierte seine Familie deswegen sehr verhalten, als Kai erzählte, dass er bei Sea-Watch mitfahren möchte. Doch schlussendlich konnte er auf den Zuspruch und die Unterstützung bauen. In seinem Umfeld war das nicht immer der Fall: Wenn er für seine Arbeit als Seenotretter angefeindet wird, reagiert Kai immer gleich. Er erzählt von seinen Einsätzen und Erfahrungen: „Ich bin Medic auf dem Schiff. Dieses Schiff rettet die Menschen. In erster Linie ist Sea-Watch da draußen, um Menschenleben zu retten. Da geht es nicht um Asyl oder darum, wo die Menschen herkommen oder um irgendwelche Fluchtgründe. Es geht einfach in erster Linie darum, die Menschen vor dem Ertrinkungstod zu retten.“